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INTO THE WOODS

Stephen Sondheim

Inszenierung | Licht Sebastian Ritschel
Musikalische Leitung Ulrich Kern
Ausstattung Sebastian Ritschel | Video: Steffen Cieplik
Dramaturgie Ronny Scholz
 
Premiere 11. Juni 2016 | GHT Görlitz

Besetzung

Erzähler | Geheimnisvoller Mann Stefan Bley
Bäcker Michael Berner
Bäckerin Antje Kahn
Hexe Yvonne Reich
Hans Manuel Stoff
Rotkäppchen Mirjam Miesterfeldt
Wolf Ji-Su Park
Aschenputtel Anna Preckeler
Aschenputtels Prinz Ji-Su Park
Rapunzel Cristina Piccardi
Rapunzels Prinz Thembi Nkosi
Hans' Mutter Jennifer Caron
Rotkäppchens Großmutter Maike Katrin Merkel
Riesin Maike Katrin Merkel
Aschenputtels Stiefmutter Adrienn Balász
Florinda Barbara Siegel
Lucinda Monika Szlahotka
Aschenputtels Vater Hans-Peter Struppe
Aschenputtels Mutter Maike Katrin Merkel
Kammerdiener Robert Rosenkranz
Milky White Benjamin Bley
Dornröschen Katalin Fieder
Schneewittchen Kathrin Mallmann
7 Zwerge Anna-Lena Hartmann, Emilia Gorzolka, Niels Wagner, Arthur Bräuer, Merlin Gomolla, Benito Gomolla, Lena Förster, Anja Dribas
   
  Neue Lausitzer Philharmonie

Trailer |

Rezensionen

Lutz Hesse - musicals - Das Musicalmagazin

Ein Glanzpunkt im Repertoire!

„Into The Woods“ ist sicher Sondheims philosophischtes Werk und er wählt dafür den mythenumrankten Wald als Metapher für Sehnsucht nach Liebe, Glück, Ungewissheit und schließlich Erkenntnis. Ritschel, der sich mit dieser Inszenierung aus Görlitz verabschiedet, kommt gar nicht erst in Versuchung, einen niedlich-harmlosen Ort dafür zu schaffen: Wald, Schloss und die anderen Spielorte werden per Videoscreen (Videos: Steffen Cieplik) an die Bühnenwände projiziert. In den Kostümen, für die der Regisseur ebenfalls verantwortlich zeichnet, verbindet er Märchenhaftes mit Heutigem. Ein Verweis auf die Zeitlosigkeit der Parabel von Gut und Böse, von Liebe, den individuellen Wünschen nach Glück, von Trauer - menschheitsbewegende Empfindungen, die stetig hinterfragt und angemahnt werden müssen. Sinnstiftung der Kunst. (…)

Sebastian Ritschel hat ein vorzügliches Ensemble zur Verfügung, das es schwer macht, besondere Leistungen hervorzuheben. Jede der einzelnen Darsteller macht den Abend zu einem Erlebnis der besonderen Qualität. (…) Die Intendanz sollte genau abwägen, ob diese Inszenierung mit dem Ende der Spielzeit aus dem Repertoire verschwindet. Ein Glanzpunkt ist sie allemal.

 

 

Boris Michael Gruhl - Dresdner Neueste Nachrichten

Ab in den Wald!

Stephen Sondheims Musical „Into the Woods“ wird zur Premiere in Görlitz gefeiert. Märchen im Musical sind nicht neu. Märchenmusicals auf der Leinwand à la Hollywood im Disneystil kennt man inzwischen zur Genüge. Auch Stephen Sondheims Musical „Into the Woods“ von 1987 gibt es als Film in Starbesetzung. In diesem Sinne sind es natürlich keine „Stars“, die jetzt in der Görlitzer Inszenierung dieses hintersinnigen Märchenabends von Sebastian Ritschel unter der musikalischen Leitung von Ulrich Kern das Publikum unterhalten, verblüffen, irritieren, überraschen und vor allem zutiefst berühren, denn dieses Märchen geht nur bedingt gut aus. […]

Sebastian Ritschel als Regisseur, der auch für die Ausstattung und Licht verantwortlich ist, hat seine Märchenfiguren so originell wie witzig gekleidet und stellt sie dann in einen gnadenlosen, großen Holzverschlag. Da öffnen sich Türen oder Fenster, mal fährt sogar eine Treppe heraus, um an Rapunzels goldenen Zopf zu gelangen, die mehr oder weniger märchenhaften Menschen betreten den Raum mitunter so unbemerkt, wie sie ihn verlassen.

Der Wald ist ein Vision. Eine grandiose Videoinstallation von Steffen Cieplik, die zunächst so schön wie später auch bedrohlich sein kann und aus der Riesenperspektive beim Zuschauer Schwindelgefühle verursacht. Mag sein, dass Ritschel und Cieplik sich anregen ließen von einer Fotostrecke von Anselm Kiefer, die im Programmheft von Ronny Scholz abgebildet ist, bei der man ahnen kann, wie der Wald in die Zivilisation wächst und sich in ihm dennoch Fenster öffnen, die den Blick freigeben könnten auf noch nie betretene Landschaften.

Bei aller Fantasie, bei allem Übermut der so märchenhaften wie witzigen Figuren: Der Regisseur achtet stets auf die Genauigkeit der Konstellationen bei seiner an der Rhythmik der Musik und der Individualität der Figuren orientierten, choreografisch grundierten Inszenierung, die immer wieder zu beeindruckenden Bildkompositionen in musikalischen Korrespondenzen, insbesondere bei den Ensembleszenen, führt.

 

Marcel Pochanke - Sächsische Zeitung

Und noch ein Wunsch!

Mit dem Musical „Into the Woods“ gelingt dem Görlitzer Theater eine vieldeutige Sicht auf die menschliche Sehnsucht. […] 

Unentschieden. Der Kampf zwischen Gut und Böse wird in dieser Welt immer unentschieden ausgehen. In einem selbst, zwischen den Menschen. Sich auf dieses Unentschieden einzulassen, zeichnet ein zeitgemäßes Kunstwerk aus […] gerade in der Görlitzer Fassung von Sebastian Ritschel, der mit der Inszenierung seinen Abschied vom Gerhart-Hauptmann-Theater nimmt.

Die Raffinesse liegt in der Schutzlosigkeit, die Ritschel seinen Figuren, aber auch dem Publikum zumutet. In guten wie in schlechten Zeiten. So bekommt das Märchenhafte elementare Wucht. Die Bühne bleibt beinahe durchgehend frei, sieht man vom Nebel ab, der oft mythenbildend wabern darf. Drei Wände werden großflächig mit Videos von Steffen Cieplik bespielt, dort rauscht vorzugsweise der Wald. Da wollen wir hin, denn auch wenn er unheimlich und unzugänglich ist, verheißt er mehr als gute Luft: Hier werden unsere Wünsche wahr. […]

Aber Görlitz kann hier mehr als Disney. „Into the Woods“ am Hauptmann-Theater ist reifer in dem, was der Film sein will: Vermenschlichung der Märchenwelt, in der sich stets die nächste Ebene auftut, Schmerz sich ins Glück wendet und umgekehrt. Der Wald bleibt unberechenbar. Das macht das Jenseitige der „Zivilisation“ aus, dieser Wald: Du weißt nicht, was warum geschieht. Es kann dich erwischen. Du hast es nicht im Griff. Das ist immerfort auch Nachdenken über Fremdsein. […]

Die Premiere am Sonnabend und jeder einzelne Darsteller wurden zurecht mit donnerndem Applaus bedacht, „Into the Woods“, das nur sechsmal aufgeführt wird, ist ein Höhepunkt im Görlitzer Theaterjahr und ein denkwürdiger Schlusspunkt der Ära von Regisseur Sebastian Ritschel.