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LA CAGE AUX FOLLES

Jerry Herman

Inszenierung | Licht Sebastian Ritschel
Musikalische Leitung Ulrich Kern
Ausstattung Sebastian Ritschel
Choreografie Dan Pelleg, Marko E. Weigert
Dramaturgie Ronny Scholz
Choreinstudierung Albert Seidl
 
Premiere 23. Mai 2015 | GHT Görlitz

Besetzung

Georges Stefan Bley
Albin | Zaza Adrian Becker
Jean-Michel Stefan Reil
Anne Laura Scherwitzl
Edouard Dindnon Hans-Peter Struppe
Marie Dindon Yvonne Reich
Jacob Michael Starkl
Les Cagelles Carlos Gonzales, Enrico Paglialunga, Martin Kristensen, Dan Pelleg, Marko E. Weigert, Amit Preismann, Nora Hageneier, Alina Jaggi
Chantal Benjamin von Reiche
Hanna Ursula Bauer
Polizisten Claus Kiesewetter, Richard Kosciolek

Trailer | LA CAGE AUX FOLLES

Ankündigungen

MDR LEXITV

Hinter den Kulissen von LA CAGE AUX FOLLES

Rezensionen

Merle Wilts - musicalzentrale

Wann hast du dich entschieden hetero zu sein?

In Zeiten großer Debatten über "Homo-Ehe" und Gleichstellung bezieht die Inszenierung von Sebastian Ritschel eindrucksvoll einen klaren Standpunkt für Liebe und Respekt. Dabei webt Ritschel in seinen Narrenkäfig geschickt tagesaktuelles Zeitgeschehen ein, hebt aber nie zu ermahnend den Zeigefinger und findet auch dank einer punktgenauen Besetzung immer die richtige Mischung aus Komik und Tragik.

Wenn Zaza sich am Ende des Finales des ersten Aktes nach "Ich bin, was ich bin" ihre Kleider vom Leib reißt und ihren nackten Oberkörper mit der Aufschrift "Stop Homophobia" entblößt, setzt das ein mehr als klares Statement mit Gänsehautfaktor. Es sind diese mutigen Ideen, die dem vielgespielten Klassiker noch einmal ganz neue Seiten abgewinnen und aus dem Stück so viel mehr als nur einen unterhaltsamen Abend machen. Zweimal setzt Zaza zu einem zweideutig-spitzen Monolog an, welche dramaturgisch gesehen definitiv zu den Höhepunkten der Show gehören. Denn wenn Adrian Becker in seiner Rolle davon erzählt, wie Homosexuelle in Russland auf brutalste Art und Weise gefoltert werden, er tagesaktuell auf die soeben entschiedene Ehe-Öffnung in Irland anspielt oder auch hinterfragt, warum Homosexualität und Pädophilie so oft auf eine Stufe gestellt werden geht ein stiller Ruck durch den Zuschauerraum. Die Botschaft kommt an und rüttelt wach.[…]

"Ein Käfig voller Narren" in Görlitz ist ein mutiges Statement in einer doch eher konservativen Stadt - ein Plädoyer für Familie und Toleranz. Fast könnte man den Abend schon als ein Wagnis bezeichnen. Als am Premierenabend allerdings das gesamte Publikum sofort, nachdem der erste Vorhang gefallen ist, zu Standing Ovations aufsteht, ist sofort klar: Genau dieses Statement kommt hervorragend an und wird zu Recht belohnt. Denn es ist mehr als begrüßenswert, dass ein Theater sich so deutlich für Vielfalt statt Einfalt positioniert und ganz offen fragt: Wann hast du dich entschieden hetero zu sein?

 

Andreas Hermann - Sächsische Zeitung

Selten kommt ein Musicalklassiker politisch so aktuell daher wie „Ein Käfig voller Narren“ am Görlitzer Theater.

Hausregisseur Sebastian Ritschel erschuf für seine Fassung auch die gesamten Ausstattungsideen. Er ließ sich eine halbrunde, nach hinten gewölbte Fassade bauen, dessen drehbare Fenster einerseits Mitspiel erlauben, geschlossen den Hintergrund geben – wahlweise mit einem Bildpuzzle oder Spiegeln versehen. Diese Kulisse ist so ganz schnell Nachtklubbühne, Künstlerwohnung oder Straßenplatz. Fürs keusche Abendmahl im zweiten Akt hängen dann gar zwei riesige Jesusfüße am Kreuz von der Decke und täuschen sakrale Werte wie Moral, Familie und Tugend vor.

Adrian Becker […] ist zweifelsohne der Star des Abends: Transe, Tunte, Mann und Weib – er zeigt im ausverkauften Görlitzer Opernhaus gut rasiert, was dem zeitgleich europaweit enttäuschten TV-Publikum fehlte: Showtalent plus harte Arbeit an Körperbewegung wie Stimme. Er darf auf seinem nackten, austrainierten Körper „Stoppt Homophobie“ proklamieren und auch aus der Rolle fallen, um dabei hart auszuteilen – an Putin über Merkel bis Höcke […]

Dem Gesamtwerk gebührt höchster Respekt. Es ist in seinem Mut zur klaren Positionierung an keiner anderen sächsischen Kulturraumbühne so vorstellbar. Mehr noch: Eigentlich nur in richtigen Großstädten.

 

Melanie Hermann - DaCapo

Klares Statement gegen Homophobie!

Mit einer eindrucksvollen Demonstration für Toleranz und gegen Homophobie hat Regisseur Sebastian Ritschel am Gerhart-Hauptmann-Theater in Görlitz den Musical-Klassiker „Ein Käfig voller Narren“ (La cage aux Folles) inszeniert. […]Trotz aller tagesaktuellen Bezüge gelingt es Ritschel dabei, sowohl den komödiantischen als auch den dramaturgischen Anteil der Show zu betonen. Das Publikum spendete bei der Premiere begeistert und stehende Ovationen. […]

Insgesamt schafft es das Kreativteam, seine Zuschauer aufzurütteln. Hier wird nicht nur ein Stück präsentiert, hier wird eine Botschaft übermittelt. Man mag geteilter Meinung sein, ob zu viel Tagesaktualität nicht schon wieder einiges an Wirkung verpuffen lässt, insgesamt geht das Konzept, nimmt man die Reaktionen im Saal als Maßstab, aber aufzugehen. Eine mutige Inszenierung mit einer klaren Message. Ob sie aber ALLE verstehen werden, für die sie gedacht ist, darf zumindest bezweifelt werden. Denn ewig Gestrige wird es immer geben, wie man an jüngsten Vorfällen und Kommentaren aus Rom, Moskau oder Berlin gesehen und gehört hat. Aber darüber kann man sich ja in Görlitz detailliert informieren lassen. Chapeau!