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POLNISCHE HOCHZEIT

Joseph Beer

Inszenierung | Licht Sebastian Ritschel
Musikalische Leitung Marius Burkert | Marcus Merkel
Ausstattung Martin Miotk (B) | Andy Besuch (K)
Choreografie Simon Eichenberger
Dramaturgie Ronny Scholz | Marlene Hahn
Choreinstudierung Georgi Mladenov
 
Premiere 8. Dezember 2018 | Oper Graz

Besetzung

Baron Mietek Oginsky Joseph Forstner
Jadja Katharina Melnikova | Sieglinde Feldhofer
Graf Staschek Zagorsky Markus Butter | Mathias Hausmann
Graf Boleslav Zagorksy Szabolcs Brickner
Suza Andrea Purtić | Mareike Jankowski
Casimir von Kawietzky Ivan Oreščanin
Mazurkiewitsch David McShane
Sergius Korrosoff Helmut Höllriegl
Leutnant Alexandrowitsch Mikhail Gusev
Watzek Daniel Doujenis
Stasi Aleksandra Todorović
Stani Neven Crnić | Martin Simonovski
   
  Chor der Oper Graz
  Ballett der Oper Graz
  Statisterie der Oper Graz
  Grazer Philharmonisches Orchester

Trailer | Trailer | POLNISCHE HOCHZEIT

Ankündigungen

Gewinner des BR-Klassik „Operettenfrosch“ Dezember 2018

Diese Inszenierung begnügt sich nicht damit, eine Operette brav in Szene zu setzen, diese Inszenierung stellt eine ganz eigene Welt auf die Bühne, eine Operettenwelt im buchstäblichen Sinne: bunt, knallig, schräg, opulent, kitschig, sexy, ironisch - und: bigger than live! […]

Verblüffend wie die stilisierte Spielweise die ganze Aufführung auf eine Metaebene hebt. Die puppenhaften Kostüme und Masken von Chor und Ballett bilden einen Rahmen, in dem sich auch die Solisten ungeniert bewegen können - als ganz und gar künstliche Operettenfiguren. Selbst das klischeehafte Hauptpaar gewinnt auf diese Weise Glaubwürdigkeit. Und exponierte Charaktere wie der Schwerenöter Staschek, der gerissene Trottel Oginsky oder die Raubkatze Suza werden hier zur Kenntlichkeit überzeichnet. Noch verblüffender ist, wie sehr diese künstliche Inszenierungsästhetik Beers doppelbödiger Musik entspricht. Sie bedient alle Klischees von der Folklore bis zum Jazz, aber immer mit ironischem Unterton. Hinter der glitzernden Oberfläche ist immer eine andere Ebene hör- und sichtbar.

www.br-klassik.de/themen/oper/operettenpreis-dezember-2018-polnische-hochzeit-oper-graz100.html

Rezensionen

Manuel Brug - www.klassiker.welt.de

Die glamouröse Grazer Wiederentdeckung

81 Jahre nach der Zürcher Uraufführung von 1937 feierte die POLNISCHE HOCHZEIT des österreichisch-jüdischen Komponisten Joseph Beer (1908-1987) im Dezember ihre Premiere an der Grazer Oper. Und angesichts des so komischen wie glamourösen Inszenierungsergebnisses und der mitreißenden Partitur fragt man sich eigentlich schon, wie so ein Stück so lange unter dem Radar der Theaterintendanten bleiben konnte.

„Sebastian Ritschel, der Liebe und Profession für das Genre hat, inszenierte diese scheinbar oft gesehene, aber klanglich hinreißende „Polnische Hochzeit“ als feinsinnig grelle Parodie. […] Hier ist alles in Schwung, die seltsamen Handlungshaken zwischen sentimentalem Polenblut mit Mazurka, Krakowiak und diversen heimischen Schnäpsen bis hin zur hüpfenden Offenbachiade sowie zu stylishen Modetänzen und Schlagernummern der Dreißiger klappen perfekt. Alles bleibt Ausstattung (Martin Miotk, Andy Besuch) und Augenblick. Da wird kräftig klamottiert, sehr verliebt deklamiert und umso schöner gesungen. Nichts nimmt sich ernst, selbst der Sex, wie ihn etwa die pfeffrige Domina Suza im quietschrosa Uniformrock serviert, ist nur ein flüchtiges Augenzwinkern.

 

John Groves - www.operetta-research-center.org

Simply Superb!

The direction by Sebastian Ritschel is most imaginative. The prologue, at the Russian border, is represented by a huge piece of barbed wire slung across the stage. Beer is very cunning here, the mock serious opening music and underscoring trying to convince us that this is going to be a serious work! […]

Herr Ritschel has wisely decided to use Fritz Löhner-Beda and Alfred Grünwald’s original libretto, which proves to be very witty, especially as great attention has been paid to the dialogue which quickly moves the action on while linking fluently into the following musical number. Choreography, often using Ballet Graz, is also inventive, especially when one considers that, apart from the most gorgeous waltzes, there are also Krakowiaks, Polonaises, a jazzy shuffle, a Charleston (‘Katzenaugen’) which has the sort of melody that, heard once, it is impossible to get out of one’s head, and a Marschlied (‘Eins, Zwei, Drei’), originally sung in praise of wine, but in this case in high praise of vodka (why are there so few songs celebrating vodka?) […]

Unfortunately the run of performances only continues until the end of March – surely it must be revived – and there were no spare seats or standing places at the performance I attended, so if you wish to see this marvelous operetta in a wonderfully imaginative production: you need to hurry!

 

W. Kutzschbach - Opernglas

Als gelungene Revue zurück auf die Bühne

Die Inszenierung von Sebastian Ritschel beließ das Werk ganz im Stil der ausklingenden Ära der „Silbernen Operette“, verzichtete auf Aktualisierungen und erzielte unter Ausschöpfung sämtlicher Ressourcen des Hauses eine Optik, die jeder Broadwaybühne zur Ehre gereicht hätte. […] Vielleicht gewann das Werk Komik und Heiterkeit erst durch den in düsteren Grau gehaltenen rahmen von Prolog und drittem Akt.

 

Michael Tschida - Kleine Zeitung

Frisch, frech, frivol

Sebastian Ritschel weiß mit der turbulenten Verwechslungskomödie bestens und – mithilfe der flotten Choreographien von Simon Eichenberger – auch sehr musikalisch umzugehen. Selbst wenn, wie so oft in der Liebe, Tohu und Wabohu regieren: Der deutsche Regisseur verliert den Faden nie in der auf ein Happy End zusteuernden Geschichte und hat für das Paradebeispiel einer leichten Muse auch stille Momente übrig. […]

Die Grazer Oper hat mit der „Polnische Hochzeit“ auf eine Rarität gesetzt. Und mit dem groß bestellten Aufgebot an Musik, Regie, Choregraphie und Ausstattung – das lässt sich nach der gefeierten Premiere unschwer prophezeien - gewonnen. 

 

Isabella Steppan - bachtrack

Die Heimkehr einer Operette

Inszeniert wurde die Grazer Neuproduktion von Sebastian Ritschel, der das vermutlich einzig Sinnvolle macht – er versucht gar nicht erst, das Werk in eine ernste Form zu pressen, sondern gestaltete die Polnische Hochzeit als völlig überdrehten, schablonenhaften Spaß mit überzeichneten Kostümen, Charakteren und Bühnenbildern.

 

Manfred A. Schmid - Online-Merker

Operette nach Gutsherrenart – inszenatorisch transzendiert

„Die Personenführung durch den Regisseur Sebastian Ritschel unterstreicht einerseits das Zauberhafte, […] andererseits vernachlässigt er auch nicht die Komik des Geschehens und schafft so ideale Voraussetzungen für ein bewährtes Ensemble, das das Publikum bestens unterhält und für gute Laune sorgt. […]

Ein abschließendes Wort noch zur Einleitung dieser Operette. Da ist in der Inszenierung nichts von Märchenhaftigkeit zu verspüren, sondern nur gnadenlose erschütternde Realität. Ein bedrohlich großer Stacheldraht markiert den betonierten Grenzverlauf. Ein bewaffneter Posten erteilt -oft erst nach Bezahlung von Schmiergeld – nach seinem Gutdünken die Erlaubnis zur Einreise, andere weist er, ohne Angabe von Gründen, zurück. Das ist eine wachrüttelnde, unheimliche Reminiszenz an die Erlebnisse, die dem jüdischen Emigranten Beer – dessen Eltern und dessen Schwester im KZ zu Grunde gingen – auf seiner Flucht widerfahren sind.

 

Hermann Becke - www.deropernfreund.de

Silvestervergnügen mit vergessener Operette

Das szenische Team hat für die Grazer Erstaufführung eine sehr kluge Lösung geschaffen. Chor und Ballett waren durchgehend Matrjoschka-Püppchen, zwischen denen einzig die Solisten als menschliche Figuren agierten. Das gab dem Stück von vornherein eine surreal-märchenhafte Atmosphäre. Durch diese Stilisierung - die keinerlei verunglimpfende Karikierung bedingte! - wurde sehr geschickt eine heute wohl nicht mehr erträgliche Operettenseligkeit der 1930-er Jahre vermieden und ein vergnüglicher bunter Bilderbogen geschaffen, in dem die Handlung ganz dem Libretto entsprechend erzählt werden konnte. Das nenne ich eine gelungene zeitgemäße Operetteninszenierung: das Stück wird ernst genommen, ins Märchenhafte überhöht und dadurch von seiner Zeitgebundenheit befreit.