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THE LIGHT IN THE PIAZZA

Adam Guettel

Inszenierung | Licht Sebastian Ritschel
Musikalische Leitung Hans-Peter Preu
Ausstattung Sebastian Ritschel
Choreografie Simon Eichenberger
Dramaturgie Ronny Scholz
Choreinstudierung Sebastian Matthias Fischer
 
Premiere 22. September 2018 | Landesbühnen Sachsen

Besetzung

Margaret Johnson Sarah Schütz
Clara Johnson Anna Preckeler
Fabrizio Naccarelli Gero Wendorff
Giuseppe Naccarelli Edward Lee
Franca Naccarelli Kirsten Labonte
Signora Naccarelli Antje Kahn
Signor Naccarelli Michael König
Roy Johnson Steffen Pietsch
Priester Andreas Petzoldt
Tour Guide Tabea Dresler-Reckmann
Kellner Stefan Glause
   
  Opernchor der Landesbühnen Sachsen
  Elbland Philharmonie Sachsen

Trailer | DAS LICHT AUF DER PIAZZA

Rezensionen

Frédérich Döhl - Der Tagesspiegel

Raue Töne im Märchenland - Die Zukunft von Musicals

Darf eine geistig behinderte junge Frau frei entscheiden, wenn sie liebt? Darf eine Mutter es riskieren, sie nicht mehr zu beschützen, obwohl sie schuld war an jenem Unfall, der die Behinderung einst auslöste? Das sind die Themen des Broadway-Musicals „Das Licht auf der Piazza“. Keine klassischen Musicalthemen, die die Landesbühnen Sachsen in Radebeul bei Dresden jetzt anpacken, in der deutschen Erstaufführung des Stücks von Adam Guettel. Der Enkel des Musicalpioniers Richard Rodgers hat eine der schönsten Broadway-Partituren der vergangenen 30 Jahre geschaffen, die in Radebeul in einer exzellenten Produktion zu erleben ist. […]

Schmaler Grat zwischen Unterhaltung und Anspruch

„Das Licht auf der Piazza“ von 2005 gehört in diese Rubrik. Ein von gesellschaftlichen Tabus und Klischees überformter Themenkomplex, hart, deprimierend, aber leicht erzählt, mit Sehnsucht und viel Sinn für Komik und Absurdität. Wie viele aktuelle Broadway-Musicals dieser ambitionierten Art braucht auch „Das Licht auf der Piazza“ exzellente Darsteller – nicht nur stimmlich, sondern vor allem auch schauspielerisch –, um den schmalen Grat zwischen Unterhaltung und Anspruch erwischen zu können. Die Landesbühnen Sachsen bieten für ihre Produktion jetzt bis in die Nebenrollen hinein ein beeindruckendes Ensemble auf. […] 

Ästhetisch liegt das Stück irgendwo zwischen Sondheim und Puccini, ist kunstvoll komponiert, exzellent orchestriert, dramatisch, effektvoll und es behandelt ein wichtiges Gesellschaftsthema ausgesprochen kurzweilig. Was kann man mehr erwarten?

 

Toralf Grau - Meißner Tageblatt

Liebe und das Licht auf der Piazza

Die Landesbühnen Sachsen eröffneten ihre neue Spielzeit mit einem Musical. "Das Licht auf der Piazza" ist eine deutschsprachige Erstaufführung.

„Das Licht auf der Piazza“, das vor wenigen Tagen an den Landesbühnen Sachsen seine deutschsprachige Erstaufführung erlebte, ist ein ungewöhnliches Musical. Mit der Liebesgeschichte verfügt es über den wichtigsten und gängigsten Grundstoff des Genres. Es reichert ihn aber auf besondere Weise an: Boy meets Girl, aber das Girl hat ein Handicap.

Es braucht nicht nur starke Sänger, sondern auch starke Darsteller, um einen solchen Plot nicht in süßlich-kitschige Integrationsromantik kippen zu lassen. Die Radebeuler Inszenierung hat diese starken Sänger und Darsteller. […] 

Die Elbland-Philharmonie unter der Leitung von Hans-Peter Preu liefert dazu einen schmelzenden Sound, der an Filme aus den 1950ern erinnert. Das passt wiederum zu Regie und Ausstattung: Für beides zeichnet Sebastian Ritschel, der Operndirektor der Landesbühnen, verantwortlich. Auf der „Schauseite“ sorgt Ritschel mit stilechtem Interieur und Kostümen der Fifties für das Vergnügen der Zuschauer. Die Inszenierung besticht durch ihre elegante Bilder. Als Regisseur bringt Sebastian Ritschel ebenfalls einige dem Film entliehene Techniken ein: Da wird schon mal der Hintergrund eingefroren, wenn im Vordergrund eine Figur dem Publikum ihre Gedanken zum Geschehen kundtut.

In der deutschsprachigen Erstaufführung in Radebeul kann das „Licht auf der Piazza“ seine Qualität als Musical mit Tiefgang ausspielen. Starker Beifall des Publikums bestätigt: Die Landesbühnen haben eine sehenswerte Inszenierung mehr auf ihrem Spielplan.

 

Jens Daniel Schubert - Sächsische Zeitung

Die deutschsprachige Erstaufführung „Das Licht auf der Piazza“ an den Landesbühnen Sachsen bietet Entdeckungen nicht nur für Musical-Fans.

Operndirektor Sebastian Ritschel hat die deutschsprachige Erstaufführung auf die Landesbühnen gebracht, erzählt feinfühlig eine anrührende Geschichte von Liebe und Selbstfindung, von Festhalten und Loslassen. Die Zuschauer in Radebeul erleben ein Musical ohne die so einfachen wie eingängigen Hits. Ein Musical, das mit differenzierten Themen und raffinierter Instrumentation für sich einnimmt. Zur Premiere am Samstag feierten sie die Darsteller, das Team und das Stück ausgiebig.

Sebastian Ritschel setzt seine Inszenierung in einen schönen, doppelten Rahmen. Er öffnet sich, wenn Clara ganz bei sich ist und ihr die ganze Welt offen zu stehen scheint. Aber dann schließt er sich wieder, bietet eine Begrenzung, an die sich die Protagonisten halten können. Im Bühnenhintergrund bietet der Rahmen eine Projektionsfläche für Bilder von den Handlungsorten Florenz und Rom. Wenige Möbel und Requisiten beschreiben die schnell wechselnden Spielorte. Alles ist ein wenig Museum, geprägt von antiker Kunst und Stadtlandschaften, wie gemalt. […]

Ritschel […] beschreibt seine Figuren genau, nicht ohne Ironie und hintersinnigem Humor […] Selbst in diesen kleineren Rollen am Rande reflektiert das Stück Hoffnung und Scheitern von Liebesträumen. Es wird detailgenau gespielt bis zum Happyend von Clara und Fabrizio, bei dem sich nach alter Theaterregel der Vorhang schließt. Wie es weitergeht, ob es funktioniert oder die Seifenblase platzt, bleibt dem Zuschauer überlassen, dem drei Musical-Stunden Hoffnung machen.

Eindeutig ist es nicht. Auch da korrespondieren Musik und Inhalt. Unter Hans-Peter Preu musiziert die Elbland Philharmonie Sachsen eine differenzierte Komposition, näher an der Oper als an Disney oder Webber […]

Es gab langen Applaus und euphorischen Jubel. Diese deutsche Erstaufführung ist zweifellos ein Ereignis: Das Erleben einer noch ungewohnten, anspruchsvollen Musikwelt zwischen Oper und Musical, das optimistische Thematisieren der Fragen nach dem Umgang mit anders Lebenden, anders Liebenden.

 

Nicole Czerwinka - Dresdner Neueste Nachrichten

Musical-Entdeckung

Sebastian Ritschel holt mit „Das Licht auf der Piazza“ erneut eine Musical-Entdeckung nach Radebeul. […] Nun wäre „Das Licht auf der Piazza“ sicher kein erfolgreiches Broadway-Musical geworden, gäbe es für die beiden Liebenden nicht doch einen Lichtblick unter der Sonne des Südens. Regisseur Sebastian Ritschel hat das Potenzial dieses Stoffes, vor allem aber der Musik von Adam Guettel erkannt und die Deutsche Erstaufführung des Werkes an die Landesbühnen Sachsen geholt. […]

Die Handlung spielt in einem riesigen Bilderrahmen, in dem immer wieder die Motive wechseln. Das erinnert in der Tat an Sets wie in „La La Land“ oder die phantasievolle Welt einer „Alice im Wunderland“. Es bringt auf der anderen Seite aber auch gekonnt Claras kindliche Sicht auf die Welt ins Rampenlicht. […]

Guettel gießt die romantischen Vorstellungen des jungen Paares in schwelgerische Melodien, die sich aber deutlich vom lauschigen Singsang üblicher Musicalsounds abheben. Er orchestriert fast filmisch, beschreibt Figuren und Szenenübergänge in komplexen, bildhaften Klängen, wobei er auch Elemente der Oper aufgreift. Der Auftakt zum Stück klingt märchenhaft, wird aber schnell von jazzigen, modernen Tönen abgelöst. […]

Hans-Peter Preu und der Elbland Philharmonie Sachsen gelingt es, den Facetten der Partitur wirkungsvoll Ausdruck zu verleihen. Besonders wo die schwelgerisch wogende Romantik vom dramatischen Flackern kurzer Angstmomente durchbrochen wird oder wenn die beiden Hauptfiguren in der Musik ihr Innerstes offenbaren, entfaltet dies seine ganze Faszination.